Ford Bronco im Test: Western von gestern (2024)

Autogramm: Ford BroncoWestern von vorgestern

Ford hat den Geländewagen Bronco zu neuem Leben erweckt. Das Auto mit seiner rustikalen Technik wirkt wie aus der Zeit gefallen – und trifft doch einen Nerv.

VonThomas Geiger

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Ford Bronco im Test: Western von gestern (1)

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Der erste Eindruck: Der Ford Bronco sieht fast aus wie ein Lego-Modell – und funktioniert ähnlich. Wie beim Steckspielauto kann der Besitzer die Karosserie umbauen. So lassen sich Dachelemente, Seitenteile oder gar die Türen entfernen, sodass der Fahrer sich Wind und Wetter hingeben kann.

Das sagt der Hersteller: »The Great Outdoors« – unter diesem Motto sprechen die Ford-Manager gern über den neuen Bronco. »Der Bronco bringt dich in Gegenden, die du sonst nur aus Naturdokumentationen im Fernsehen kennst«, versprach etwa der damalige Ford-Chef Jim Hackett im vergangenen Sommer anlässlich der Weltpremiere des neuen Autos. Hackett trug dabei ein Holzfällerhemd und Khakihosen.

Ford Bronco im Test: Western von gestern (2)

Fotostrecke

Ford Bronco im Test: Kasten auf Rädern

Foto:

Ford

Was für Mitteleuropäer pathetisch klingt, ist in den USA Alltag. Während es bei uns am Ende einer befestigten Straße oft »Durchfahrt verboten« heißt, geht es in den USA weiter. Amerikanische Autofahrerinnen und Autofahrer nutzen dafür entweder ihre Pick-ups – oder Fahrzeuge vom Schlag des Jeep Wrangler. Als Erbe des Willys Jeep ist er der erfolgreichste Offroader und setzt sich erfrischend von den weichgespülten SUV aus Detroit ab.

Ford spielte in diesem Segment zuletzt keine Rolle, doch nun kommt der Bronco. Vor Jahrzehnten war der Allradler schon erste Wahl für den Schlamm, doch 1996 wurde die Baureihe ohne Nachfolger eingestellt. Damit es nun mit dem Neustart klappt, bemüht Ford zwei populäre Modelle: »Der Bronco vereint die Robustheit eines F-150 Pick-up und die Power eines Mustang«, sagt der neue Ford-Chef Jim Farley. Das zieht offenbar. Die Lieferfristen sind lang, auf den Flaniermeilen von Beverly Hills oder Las Vegas zieht der Bronco mehr Blicke auf sich als die Ferraris.

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Europäische Ford-Manager tun so, als wüssten sie nichts vom Bronco-Hype in den USA. Offiziell ist das Auto allein für den dortigen Markt konzipiert. Doch Ford hat dazugelernt, wie sich am Mustang zeigt. Den gab es in Europa jahrzehntelang nur bei freien Händlern, die gut daran verdienten. »Diesen Fehler machen wir sicher nicht noch einmal«, lässt sich ein Manager anonym zitieren. Erst die aktuelle Mustang-Generation wird offiziell von Ford-Händlern verkauft und ist zum Magnet der Marke geworden. »Deshalb kommt der Bronco eher früher als später auch zu uns«, so der Ford-Mann.

Das ist uns aufgefallen: Türgriffe wie am Lastwagen, am Armaturenbrett ein zweiter Griff – man steigt eher auf als in einen Bronco. Erst recht, wenn die riesigen Offroad-Reifen aufgezogen sind, mit denen Ford bei den Hardcore-Versionen Wildtrak und Badlands für mehr als 30 Zentimeter Bodenfreiheit sorgt. So fühlt man sich im Bronco wie in einem Sattel. Dieser Eindruck bleibt nach einer Geländefahrt – Komfort ist eher keine Stärke des neuen Allradlers. Eine Luftfederung etwa wird gar nicht erst angeboten.

Hersteller:

Ford

Typ:

Bronco

Karosserie:

Geländewagen

Antrieb:

V6-Turbo-Benziner

Hubraum:

2694 ccm

Leistung:

228 kW / 310 PS

Drehmoment:

542 Nm


Getriebe:

10-Gang-Automatik

Antrieb:

Allradantrieb


Höchstgeschwindigkeit:

160 km/h

Länge/Breite/Höhe in mm:

4410 / 1930 / 1830

Preis:

34.285 US-Dollar

Der Bronco ermöglicht Auto-Abenteuer tatsächlich. Knietiefer Schlamm, hüfthohe Felsbrocken, schäumende Flussläufe – das stellt den Wagen nicht wirklich vor Probleme. Die nahezu quadratische Form und die kurzen Überhänge maximieren die Rampenwinkel, die Wattiefe liegt bei über 80 Zentimetern. Der zuschaltbare Allradantrieb, die Geländeuntersetzung und die Sperren ziehen den Karren aus dem Dreck. Für knifflige Situationen lassen sich per Drehrad auf dem Mitteltunnel die Fahrsysteme des Bronco auf unterschiedliche Untergründe einstellen.

Mit der Straße indes fremdelt der Bronco. Er ist nicht das handlichste Auto, und mit aktiviertem Allradantrieb wird er noch sperriger. Der hohe Schwerpunkt lässt den Wagen in engen Kurven wanken. Gut, dass die Tachoskala selbst beim Modell mit dem 310 PS starken V6-Motor (wie im Testwagen) nur bis 100 Meilen reicht, umgerechnet 160 km/h.

360°-Ansicht

Werfen Sie einen Blick in den Innenraum des Ford Bronco mit unserem 360-Grad-Foto

Klar, der Bronco bedient alte Ideale. Er wirkt wie aus der Zeit gefallen. Doch er nimmt sentimentale Kunden mit, erfüllt nostalgische Sehnsüchte in einer Welt aus Smartphones auf Rädern, die zunehmend elektrisch angetrieben werden. Der Preis dafür: Der amerikanische Normwert von 12,4 Litern fällt üppig aus. Einen Platz am Markt finden solche Autos nur, weil die Politik in Klimafragen weiterhin nachsichtig mit der Industrie umgeht.

Immerhin gibt es in der engen Kabine ein paar moderne Details. Auf den Navi-Bildschirm kann man sich etwa das Bild von fünf Kameras übertragen lassen und so auch während der Fahrt optisch überprüfen, dass der Bronco nicht zwischen zwei Steinen hängen bleibt oder auf einer Baumwurzel aufsitzt. Wer sich nachts den Weg durch die Wildnis bahnt, freut sich über eine Umfeldbeleuchtung mit Suchscheinwerfern in alle vier Himmelsrichtungen.

Das muss man wissen: Den Bronco gibt es wieder als komplette Modellreihe. Neben dem klassischen Drei- und Fünftürer verkauft Ford auch einen weichgespülten Bronco Sport, der auf einer Pkw-Plattform basiert und mit dem Haudegen nur den Namen gemein hat. Das Original dagegen, das in der Basisversion nicht einmal 30.000 Dollar kostet, ist konstruiert wie ein Pick-up – mit Leiterrahmen und angetriebener Hinterachse. Der Antrieb der Vorderräder wird bei Bedarf zugeschaltet.

Hinter dem mächtigen Kühlergrill mit dem riesigen »Bronco«-Schriftzug bietet Ford zunächst einen 2,3 Liter großen Vierzylinder mit 275 PS Leistung oder einen V6-Benziner mit 2,7 Litern Hubraum und 310 PS Leistung an. Soeben vorgestellt wurde der für Wüstenrallyes entwickelte Bronco Raptor, dessen Sechszylinderaggregat angeblich mehr als 400 PS leistet. Eine Plug-in-Hybrid-Variante ist in Vorbereitung – ein rein elektrischer Bronco könnte auch noch folgen.

Das werden wir nicht vergessen: Unter den Fußmatten gibt’s einen Ablauf – wie bei einer Badewanne. So kann der Bronco ausgespritzt werden. Zumindest in dieser Hinsicht hinterlässt der Bronco einen sauberen Eindruck.

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